Absturz der ATR 72 der Yeti Airlines: bereits 96 Flugunfälle mit fast 900 Toten

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Der jüngste tödliche Unfall der Yeti Airlines, bei dem eine ATR 72 abstürzte, ist nur einer von vielen Unfällen, die sich in Nepal fast schon regelmäßig ereignen. Die Luftfahrt in dem Land ist bekanntlich eine der gefährlichsten der Welt.

Die Geschichte des Absturzes der ATR 72

Der Flug, der vor dem Absturz nur 27 Minuten dauerte, ging von Kathmandu nach Pokhara. Alle 72 Insassen starben. Die Unfalluntersuchung ist schon im Gange, auch Flugdaten- und Stimmenrekorder wurden gefunden, da sie hoffentlich etwas über die Ursache des Strömungsabrisses verraten können. Dieser Absturz markiert bereits den dritten tödlichen Unfall der seit 1998 bestehenden Yeti Airlines. 2008 stürzte eine Twin Otter in Lukla ab, 2006 ein Flugzeug in Jumla.

Fast 900 Totein Nepal: 96 Flugunfällen seit 1955

Der aktuelle Unfall ist das schrecklichste Flugunglück, das Nepal in den letzten 30 Jahren heimgesucht hat, mit 72 Personen, die dabei den Tod fanden, der drittschwerste Absturz aller Zeiten. Seit 1955 gab es insgesamt 96 Flugunfälle in Nepal, bei denen knapp 900 Menschen ums Leben kamen. Seit 2013 hat die Europäische Union sämtliche nepalesische Fluggesellschaften auf die Flugverbotsliste gesetzt, nachdem es in den Jahren zuvor durchschnittlich zwei Abstürze jährlich gab. Davor flogen Nepal Airlines Flüge nach Orten wie Amsterdam, Wien, Paris, London und Frankfurt.

Die nepalesischen Yeti Airlines haben Flugverbot in der EU

Die Europäische Kommission erwog im Jahr 2020, die Beschränkungen der nepalesischen Fluggesellschaften aufzuheben. Ihrer Pressemitteilung zufolge betrachtet sie die Anstrengungen des Landes, insbesondere den Gesetzesentwurf für ein neues Luftrecht, der dem Parlament vorliegt, als positiv. Die Ergebnisse eines Sicherheitsaudits, das die Internationale Zivilluftorganisation ICAO durchführte, bestätigten dies. Demnach hat Nepal die Standards der Organisation bei Gesetzgebung und Lufttüchtigkeit beinahe so gut umgesetzt wie Deutschland, obwohl die Luftfahrt des Landes nach wie vor eine schlechtere Sicherheitsbilanz aufweist als der Durchschnitt.

Die meisten Unfälle in Nepal gehen auf den CFIT (kontrollierter Flug im Gelände) zurück

Es gibt einige Faktoren, die das Fliegen in Nepal so riskant machen: Die nepalesische Luftfahrtbehörde hat in einer Sicherheitsstudie Wetter und Topografie als die größten Probleme identifiziert, die ein erhöhtes Risiko darstellen. Das Gelände reicht von 200 bis zu 29.000 Fuß über dem Meeresspiegel und acht der 14 höchsten Berge der Welt sind hier. Drei Viertel der Unfälle in Nepal werden durch CFIT (controlled flight into terrain) verursacht, da Piloten oft durch schlechte Sichtbedingungen mit dem Gelände kollidieren. Insbesondere auf abgelegenen Plätzen müssen die Anflüge längere Segmente unter Sichtflugbedingungen durchführen.

Der Fall am 3Tenzing-Hillary-Flugplatz

Der Tenzing-Hillary-Flughafen von Lukla befindet sich auf 9337 Fuß und kann nur in eine Richtung angeflogen werden. Der Pilot muss die Entscheidung zur Landung früh treffen, da die Startbahn, die nur 527 Meter lang und mit einer Steigung von 12% am Berg liegt, kein Durchstarten ermöglicht. Darüber hinaus hält dieser Flughafen den unerwünschten Titel des gefährlichsten Flughafens des Landes in der Unfallstatistik.

Wetter und Topographie in Nepal sind keine Freunde der Luftfahrt

Experten betonen oft, dass die Topographie Nepals und die Vielfalt der Wetterbedingungen die größten Herausforderungen für den Flugbetrieb darstellen. Dadurch ist die Anzahl der Unfälle mit kleinen Flugzeugen und STOL-Flugplätzen erhöht. Jedoch kann dieser Faktor nicht für den Absturz der Yeti Airlines verantwortlich gemacht werden, da Videoaufnahmen belegen, dass zur Unfallzeit hervorragendes Wetter herrschte. Andere Gründe, weshalb in Nepal die Unfallzahlen steigen sind niedrige Pilotentrainingsstandards und mangelnde Wartungsstandards. Ob diese Faktoren beim jüngsten Absturz eine Rolle gespielt haben, bleibt abzuwarten. ATR, der Flugzeughersteller, hat ein Experten-Team nach Nepal geschickt, um die Ursache des Yeti Airlines-Absturzes zu ermitteln.

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